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Dendrochronologische Untersuchung der Dachstühle im Schloss Blankenhain (Auszug)

Die Untersuchung des Dachstuhls nach Konstruktion und Abbundzeichen zeigte mehrere unterschiedliche Bereiche auf, die in der Skizze 1 dargestellt sind. Der Bereich A ist als liegender Dachstuhl ausgeführt, die anderen Bereiche stellen stehende Dachstühle dar. In der Ausführung sind die stehenden Stühle in den Bereichen C und D identisch, die Richtung der Zählweise im Abbund verläuft jedoch entgegengesetzt. Da sich die stehenden Stühle B und D untereinander in der Ausführung unterscheiden und auch von dem im Bereich C und D abweichen, kann von der Arbeit eines jeweils anderen Zimmerermeisters und auch von einer anderen Datierung ausgegangen werden. Die Ausführung liegender Dachstuhl liegt im allgemeinen zeitlich hinter dem stehenden Dachstuhl und kommt besonders im 17. Jh. auf, ist jedoch regional unterschiedlich zu betrachten. In diesem Beispiel ist diese Aussage zutreffend, wie Skizze 1 zeigt. In einem bestimmten Zeitabschnitt des 17.Jh. wurden jedoch noch beide Stuhlvarianten praktiziert. Dendrochronologische Untersuchung der Dachstühle im Schloss Blankenhain Die Abbundkennzeichnung wurde wie in dieser Zeit üblich in römischen Zeichen ausgeführt, wobei die Himmelsrichtung als Rute oder als Stich markiert wurde. Alle Abbundzeichen sind in Stuhlbereichen fortlaufend, in logischer Folge vorhanden, wodurch die Stühle als noch original erhalten eingeschätzt werden können. Lediglich einzelne Reparaturen und Ergänzungen aus jüngerer Zeit sind vorhanden. Es wurden nur solche Hölzer beprobt, die eine Baumkante aufwiesen (der Jahresring an dem die Borke saß). Meist erfolgte eine Winterfällung, was an dem letzten vollständig entwickelten Jahresring ersichtlich wird. D.h. am Beispiel der Probe 11 - letzter Jahresring 1678, Fällung im Winter 1678/79, früheste Verwendung 1679. Im allgemeinen verblieben die Hölzer nach der Winterfällung bis etwa März/ April in den Wäldern und wurden dann sofort auf die Richtplätze zur Verarbeitung gebracht, d.h. die Fällzeit kennzeichnet in der Regel die Bauzeit. Dies gilt jedoch nicht, wenn Hölzer geflößt wurden, was an bestimmten Merkmalen ersichtlich ist und hier jedoch nicht zutrifft. Bei einem Gebäudekomplex in der Größenordnung des Schlosses Blankenhain können bei den hier vorhandenen kurzen Abständen der Bauphasen jedoch auch Resthölzer in einem anderen Bereich eingesetzt worden sein bzw. auch eine Vorratshaltung an Baustoffen ist möglich. Ein repräsentatives Probenkollektiv von Bohrkernen zeigt dies jedoch, wie im Bereich C festgestellt (1669/1672), auf. Die bei der dendrochronologischen Untersuchung festgestellte älteste Fällzeit der Hölzer befindet sich mit 1669 im Bereich des Dachstuhles B (Skizze 1). Es wurde offensichtlich im Uhrzeigersinn in den Bereichen C und D um 1671/72 weitergearbeitet (Bereich D nicht beprobt, Stuhl jedoch identisch mit C). Die Fortsetzung erfolgte um 1679 im Bereich E und um 1685 erfolgte im Bereich A der Aufbau eines liegenden Stuhls. Die Pausen zwischen den Bauzeiten sind vermutlich finanziell begründet. Die Inschriften der Jahreszahlen 1680 und 1690 in den Eingangsportalen kennzeichnen offensichtlich das Ende einer Umbauzeit, nach den Zerstörungen des 30 jährigen Krieges.
Th. Schulze